Anne Will suggestiv: „Hat Deutschland noch Zeit?“

Bei Anne Will: Öffentlich-rechtliche Klimakleber in Anzügen versetzen Zuschauer in Öko-Trance

von Gaia Louise Vonhof (Kommentare: 13)

Der Klimakrieger der Zeit: „Aus unserer Normalität und Alltag heraus kommt die Zerstörung unserer Umwelt.“© Quelle: Mediathek ARD / Screenshot

Anne Will ist die inoffizielle Pressesprecherin des Klimakleber-Ministeriums. Die scheidende Moderatorin macht es wie Frank Plasberg bei „Hart aber Fair": Im Wunsch, einen ruhigen Lebensabend zu bekommen, dient sie bis zur letzten Sendung dem neuen Öko-Totalitarismus. Wenn da mal nichts schief geht.

Wie lange wird es noch dauern, bis sich Anne Will in ihrer eigenen Sendung am Studiotisch festklebt? Die innere Haltung dafür scheint sie zu haben und scheut sich auch nicht, diese als Moderatorin kundzutun.

Letzte Woche jedenfalls gab es einen kurzen Aufreger, weil sie während ihrer Sendung einen Satz des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer „hochproblematisch“ fand. Der war aber nicht einmal in der Sendung und hatte gesagt: „Wir in Deutschland alleine werden das Klima nicht retten.“

Und Anne Will schob noch einen nach: „Haben wir noch verdammt viel Zeit? Kann man mit dem Klima irgendwelche Verhandlungen treffen? Nein!“

Jens Spahn, CDU-Parteifreund von Kretschmer saß allerdings letzte Woche bei Anne Will und bot daraufhin in einem fast hitzigen Schlagabtausch Paroli: „Der Hinweis von Michael Kretschmer ist ja richtig. Ich finde den Satz auch überhaupt nicht problematisch, weil er ja wahr ist.“ Wahr deshalb, weil nicht einmal zwei Prozent der weltweiten CO2-Emissionen von Deutschland ausgehen und wir im Alleingang das Klima nicht retten können.

Diese Fakten fanden bei Will keine Erwähnung, allein so ein Satz, der auf Fakten basiert, ist hier beim Will’schen Fakten-Tabu-Talk problematisch. Spahn warf noch ein: „Es geht um wirtschaftliche Vernunft, es geht um Sozialpolitik dabei. Die Menschen müssen eine Chance haben, sich das Ganze auch leisten zu können.“

An dieser Aussage knöpfte Anne Will eine Woche später, gestern Abend, an, mit einem artverwandten Thema: „Die Klima-Politik der Ampel – Öko-Wirtschaftswunder oder Gefahr für den Standort Deutschland?“ Diesmal war keiner eingeladen, der so frech wie Spahn zuvor widersprechen würde. Und Spahn, das darf man dabei nicht vergessen, ist Teil des Systems. Die echten Argumente sind auch bei ihm nicht zu Hause.

In der Selbstbeschreibung der Sendung in der ARD-Mediathek steht „Das Thema diskutieren …“ und dann folgen die Gäste. Korrekterweise hätte da eigentlich stehen müssen: „Über das Thema sind sich einig: …“

Und das waren sich im wesentlichen Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen, der durchgängig freundlich lächelte, Thorsten Frei als Vertreter der CDU, der durchweg mit seiner Meinung innerhalb des rot-grünen Toleranzsprektrums blieb, die Wirtschaftsweise Veronika Grimm, die nichts Weises verlautbarte. Dann eine Abgesandte aus Habecks krisengeschütteltem Wirtschaftsministerium, eine Staatssekretärin, Franziska Brandtner (Bündnis 90/Grüne), die von Will einen extra Sendeplatz zum Rehabiltationsversuch der Vetternwirtschaftsvorwürfe gegen Habecks Ministerium bekam. Dazu später mehr. Jetzt erst einmal zum Gast mit der höchsten ideologischen Nähe zu Anne Will: Journalist Bernd Ulrich.

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Ulrich war früher mal Büroleiter des Grünen-Fraktionsvorstandes im Bundestag und ist inzwischen stellvertretender Chefredakteur der „Zeit“. Seine Anwesenheit in der Sendung wirkte, als wäre er dafür eingeladen worden, dass Anne Will selbst nicht mehr solche ideologisierten Selbstentlarvungen wie letzte Woche fabrizieren muss.

Ulrich übernahm in der Talkstunde die Rolle des ideologischen Bodyguards für Anne Will. Damit wurde einmal mehr verdeutlicht, wie weit inzwischen die großen Medien, ob es jetzt „Zeit“ oder die Öffentlich-Rechtlichen sind, von ihrer eigentlichen Rolle der neutralen Berichterstatter abgewichen sind.

Anne Will fragt Ulrich nach einem Einspieler von Friedrich Merz, der darin für eine moderatere Gangart beim Erreichen der Klimazielen plädiert:

„Bernd Ulrich, hat Deutschland noch Zeit?“

Ulrichs Antwort:

„Ich glaube, die ganze Welt hat keine Zeit. (…) Es gibt etwas ganz Neues in diesem Jahrhundert, und das ist, die Agenda der Politik ist nicht mehr nach hinten offen, das heißt, wir können nicht mehr verschieben, verschieben ist verschärfen. Später ist hier. Das ist die Lage, in der wir sind. Und wer jetzt sagt, wir haben noch ein bisschen, wir haben noch Zeit, und wir müssen darauf Rücksicht nehmen, dass die Leute … nicht viel Zumutung haben wollen, der sagt gleichzeitig, in zehn Jahren sind sie bereit für doppelt so viel Zumutungen. Also, Geschwindigkeit ist, wie finde, eine Demokratiefrage heutzutage.“

Und weiter:

„Wir sind in einer so tiefreifenden Umwandlung unserer (…)Lebensweise, dass es ohne Zumutungen nicht gehen wird.“ Und die „Leute müssen auch der Politik helfen“.

Herr Ulrich erschien hier wie ein demokratiefeindlicher Hardcore-Klima-Ideologe. Auch die weiteren Gäste gerierten sich als blasse, uncharismatische Aktivisten, die sich gegenseitig in ihrer Meinung bestätigten.

Kurz: Klimaaktivisten in Anzügen versetzen Zuschauer in Öko-Trance, indem sie vor allem in generalisierenden Begriffen technische und bürokratische Details des Wärmepumpenthemas aufzählen.

Ideologisch unterfüttert und auf grüne Linie gebracht wird es dann durch den Zeit-Journalisten, der beifälliges Nicken bekommt von den Anwesenden im Will’schen Klima-Stuhlkreis.

„Wir befinden uns in seiner so tiefen Veränderung. Im Grunde, warum diskutieren wir jetzt seit sechs Wochen diese ganze Heizungssachen … aber warum eigentlich? Weil wir natürlich spüren, und das Land stört das, die siebzig Jahre, die wir hatten, Normalität, Stabilität ist automatisches Wachstum … sind in dieser Form vorbei. (…) Das ist wichtig für uns zu verstehen und zu ertragen und positiv zu besetzten.“

Und weiter Ulrich im Text, als käme er frisch vom Einpeitsch-Seminar der letzten Generation:

„Aus unserer Normalität und Alltag heraus kommt die Zerstörung unserer Umwelt, unserer Lebensgrundlagen und die Grundlagen unserer Demokratie.“

Und aus diesem Alpdruck rauszukommen, dass wir nicht mehr so leben müssen, dass wir unsere Lebensgrundlagen zerstören, darum gehe es eigentlich, so Ulrich, in einer lupenreinen Bewerbung für die Rolle des Sprechers der klebenden Klima-Aktivisten.

Und als wäre das Maß des Unjournalismus nicht längst voll, gibt Anne Will zum Schluss noch Franziska Brantner aus Habecks Wirtschaftsministerium das Schlusswort der Sendung, die dann Werbung für den guten Willen vom grünen Wirtschaftsminister und seiner grünen Crew machen durfte, wo es doch viel mehr hätte, um die Vetternwirtschafts-Vorwürfe gehen müssen.

Das klang dann (auszugsweise) so:

„Wissen Sie, ich finde es richtig, dass man da genau hinschaut, weil in einer Demokratie ist Vertrauen das wichtigste, und deswegen haben Herr Graichen, Herr Kellner zu Beginn ihrer Amtszeit dieses verwandtschaftliche Verhältnis offengelegt (…) Da ist ein Fehler passiert bei dem Verfahren der Nachbesetzung, das haben sie gerade angesprochen.“

Den Fehler, so Brantner, habe er aber gleich selber zugegeben, er hätte sich dafür entschuldigt.

„Der Fehler wird geheilt, indem das Verfahren geprüft wird“, sagte die Staatssekretärin weiter und fuhr fort, dass es ist wichtig sei, sich nicht jetzt von den wichtigen Themen ablenken zu lassen, die sie an dem Abend diskutiert hätten und dass das gesamte Team „bei uns im Haus“ im letzten Jahr Unglaubliches geleistet hätte dafür, „dass wir durch diesen Winter so gut durchgekommen sind und jetzt die großen neuen Aufgaben angehen.“

Moderatorin Will hatte dem nichts hinzuzufügen als: „Das wollte ich am Schluss der Diskussion noch geklärt wissen.“ Aber was an dieser Erklärung soll eine Klärung sein?

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