Eigentlich sollten sich damit genug Optionen für ein angenehmes Leben für all diejenigen, die dem Scholzland den Rücken kehren wollen, ergeben. Leider wird die effektive Auswahl dann doch deutlich eingeschränkt.
Für mich persönlich suche ich eine neue Heimat in einem Land mit wärmerem Klima und einer Regierung, die mich nicht bevormundet, wenn ich mich in ein paar Jahren mit ausreichend finanziellem Polster zur Ruhe setzen kann. Ich habe mehr als 50 Länder bereist, spreche Englisch und Spanisch für den Alltagsgebrauch und kann mich auch einigermaßen auf Russisch verständigen. Meine Empfehlungen sind also durchaus subjektiv gefärbt.
Ukraine, Moldawien und Kosovo dürften wegen der instabilen politischen Situation direkt ausscheiden. Auch der Vatikan ist zum Auswandern für Normalbürger eher ungeeignet. Auf die anderen Mini-Staaten Andorra, Liechtenstein, Luxemburg, Monaco, Malta und San Marino möchte ich hier nicht näher eingehen - zu speziell.
Frankreich und Belgien werden regelmäßig von Migranten-Unruhen erschüttert und sind damit wohl nur für diejenigen interessant, die bereits enge Bindungen in diese Länder haben. Die Niederlande haben politisch zu viel Ähnlichkeit mit Deutschland: Dafür muss man nicht unbedingt eine andere Sprache lernen.
Das Auswandern in EU-Staaten ist aus bürokratischer Sicht am einfachsten: Man kann sich jederzeit problemlos niederlassen und arbeiten, muss sich nur innerhalb von drei Monaten bei einer Behörde melden. Zwar steht man so immer noch unter Fuchtel der Brüsseler EUrokraten, doch wird deren Idiotie nicht überall gleichermaßen umgesetzt. In Nicht-EU-Länder wie Norwegen, Großbritannien oder die Schweiz auszuwandern, gestaltet sich deutlich schwieriger, ist aber mit ausreichendem finanziellen Polster oder einem passenden Job-Angebot durchaus möglich.
Falls man über keinerlei Fremdsprachenkenntnisse verfügt, kommen eigentlich nur unsere Nachbarn im Süden in Frage: Österreich und die Schweiz, beide sehr beliebt bei deutschen Rentnern.
Das Auswandern nach Österreich als EU-Land ist deutlich einfacher, auch die Lebenshaltungskosten sind geringer als in der Schweiz, allerdings vergleichbar mit den deutschen. Die Schweiz bietet interessante und gut bezahlte Arbeitsangebote bei niedrigeren Steuern insbesondere im Gesundheitswesen, aber auch in vielen deren Bereichen.
Auch in den skandinavischen Ländern Island, Norwegen, Schweden, Finnland und Dänemark dürfte man kaum auf kulturelle Probleme stoßen, aber vermutlich auf sprachliche und eventuell klimatische. Zwar sprechen viele Skandinavier sehr gut Englisch, aber wenn man dauerhaft dort leben und arbeiten will, sollte man schon die Landessprache beherrschen.
Ein anderes Problem sind die hohen Lebenshaltungskosten, insbesondere in Norwegen. Attraktiv erscheint mir Skandinavien mit seiner hohen Lebensqualität insbesondere für diejenigen, die dort bereits einen Arbeitsplatz gefunden haben, Digital-Nomads - oder finanziell sehr gut ausgestattete Privatiers.
Großbritannien ist kulturell, historisch und landschaftlich ein äußerst interessantes Land, Klima und Essen sind eher gewöhnungsbedürftig. Auch die Sprache dürfte für die meisten kein Problem sein. Das Einwandern ist jedoch seit dem EU-Austritt deutlich komplizierter geworden. Außerdem steckt das Land in einer ähnlich heftigen Wirtschaftskrise wie Deutschland und die Lebenshaltungskosten sind hoch. Aus meiner Sicht ist es deshalb ähnlich wie Skandinavien nur für Leute mit Job-Angebot oder Privatiers mit finanziellem Polster interessant.
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Auch in Irland redet man Englisch. Klima, Essen, Lebenshaltungskosten und Kultur sind ähnlich wie in Großbritannien, das Einwandern ist durch die EU-Mitgliedschaft deutlich einfacher: eine mögliche Alternative für Fans von Regen, Ale und Whisk(e)y.
Die iberische Halbinsel erscheint mir klimatisch und kulinarisch deutlich angenehmer. Aus sprachlichen Gründen würde ich Spanien gegenüber Portugal den Vorzug geben, aber beide Länder sind landschaftlich und kulturell sehr interessant bei akzeptablen Lebenshaltungskosten. In Spanien deutet sich auch eine politische Wende bei den nächsten Wahlen an, was das Land noch attraktiver werden ließe…
In Italien und Griechenland fand die politische Wende bereits statt, in Frankreich könnte sie bald kommen. Vermutlich ziehen die Mittelmeer-Länder ein ähnliches Klientel von mitteleuropäischen Auswanderern an, es ist also reine Geschmacksache, für welches man sich entscheidet.
Die Insel Zypern besteht bekanntlich aus zwei Teilen. Der griechische Teil ist historisch britisch geprägt. Abschreckend sind die hohen Lebenshaltungskosten - und vielleicht auch die Insellage. Nordzypern ist türkisch dominiert, die Lebenshaltungskosten sind deutlich niedriger.
Die Wirtschaft floriert, die Kriminalität ist sehr gering. Man kann sich recht gut auf Englisch verständigen, sollte aber schon versuchen, Türkisch zu lernen. Es gibt bereits eine größere deutsche Gemeinschaft, auch viele Russen zieht es nach Nordzypern. Eine größere Ortsauswahl bei ähnlicher Kultur genießt man in der Türkei selbst, die Einwanderung ist mit ausreichend finanziellen Mittel in beide Länder recht unkompliziert. Als atheistische Frau würde ich mich jedoch niemals in einem islamischen Land niederlassen wollen.
Polen, Tschechien, die Slowakei, Estland, Lettland und Litauen verfolgen insbesondere in Sachen Migration eine deutlich pragmatischere Politik als Deutschland. Die Lebenshaltungskosten sind etwas geringer als in Deutschland, Klima und sonstige Lebensumstände sind Geschmacksache. Problematisch ist die Sprache. In den Touristenzentren kommt man noch einigermaßen mit Englisch zurecht (in Polen und Tschechien teilweise auch mit Deutsch), aber um im Land zu leben und ggf. zu arbeiten, muss man die Landessprachen beherrschen - und diese sind nicht gerade einfach für deutsche Zungen.
Im Mai 2022 konnte ich mich in Riga auch auf Russisch sehr gut verständigen, damals hörte man in der Öffentlichkeit zu 90 Prozent Russisch, Lettisch nur in Ausnahmefällen. Doch das dürfte sich mittlerweile geändert haben. Auch Ungarn betreibt eine für EU-Verhältnisse sehr vernünftige Politik, die Lebenshaltungskosten sind etwas geringer als im Baltikum. Budapest und der Balaton sind sehr attraktiv, es gibt eine größere deutsche Auswanderer-Community.
Zu guter Letzt die Balkanstaaten. Am interessantesten sind hier aus meiner Sicht Kroatien, Slowenien und Montenegro. Die ersten beiden sind prinzipiell mit den oben genannten Staaten vergleichbar, jedoch mit angenehmerem Klima und (teilweise) etwas niedrigeren Lebenshaltungskosten.
Montenegro wird bei EU-Europäern, die der EU entkommen, aber nicht zu weit weg wollen, immer beliebter. Aufgrund der Sprache ist es auch ein beliebtes Auswanderungsziel für Russen. Für Arbeitssuchende ist das kleine Montenegro ungeeignet, aber mit ausreichenden finanziellen Resourcen lässt es sich hier recht angenehm leben. Einen Daueraufenthaltstitel erhält man am ehesten durch Gründung einer Firma. Als Deutscher ohne Sprachkenntnisse funktioniert das vermutlich nur mit einem entsprechenden Dienstleister. Am Ende kommt man aber ohne Kenntnisse der Landessprache nicht allzu weit.
Da fehlt doch noch etwas? Genau, Russland, Belarus und Kasachstan. Als Überbleibsel der UdSSR werden diese Staaten immer noch autokratisch regiert, wobei es aber um die individuelle Freiheit teilweise besser bestellt ist als im Scholzland 2023. Hier wird niemandem vorgeschrieben, was man zu essen, wie man zu heizen oder sich fortzubewegen hat, allerdings werden hier zumindest für die einheimische Bevölkerung auf dem Land durch die materiellen Lebensumstände gewisse Grenzen gesetzt.
Die Einreisebestimmungen für Ausländer sind sehr restriktiv. In Russland sollen diese allerdings demnächst etwas gelockert werden, es gibt ein spezielles Projekt für westliche Auswanderer in Nishni Nowgorod. Russische Sprachkenntnisse sind zwingend erforderlich.
Abschließend hier noch ein Link zu den weltweiten Lebenshaltungskosten.
Auswandern – Eine Serie
Der Traum vom Auswandern
von Corinne Henker am 3. Juli 2023
Auswandern in Europa – Ein Überblick
von Corinne Henker am 7. Juli 2023
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Kommentar von Eddy Nova
Okay , hätte die hübsche Lady die Kommentatorengebeten abzustimmen , denke ich das ihre prima Erklärungen dazu geführt hätten das sich die Leser nur noch überlegen ob sie portugese oder spanisch lernen sollten. Alle anderen Länder klangen nicht wirklich vielversprechend.
Portugal oder Spanien ...Portugal scheint mir territorial größer wenn man Brasil & Angola noch dazurechnet ...
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Kommentar von Bernhard Rossi
"Jeder möge nach seiner Fasson selig werden", sagte der Alte Fritz.
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Kommentar von hans faust
Ezechiel. Kap. 11, 8-9 <i>'Das Schwert fürchtet ihr und das Schwert will ich über euch bringen, spricht der Herr, Gott. Ich will euch aus ihrer Mitte hinauswerfen und euch in die Hand der Feinde überliefern und an euch Gericht vollziehen.'</i>
… ähm … ich bleibe.
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Kommentar von peter struwwel
Das Lied vom Grundeis
So lautet also mein Beschluß,
daß auszuwandern, sei ein Muß.
Doch kommt nach ellenlangem sinnen
und auch des Abwägens nicht müde,
mir die Erkenntnis ziemlich rüde:
der Heimat läßt sich kaum entrinnen.
Nehm deshalb mich auch schnell zurück,
um der Erkenntnis Raum zu geben,
daß einzig nur in diesem Leben
im Hier und Heute liegt das Glück.
Zum Schlusse klingt's aus allen Poren,
allein in "Heidelberg" ging mir mein herz verloren.
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Kommentar von StefanH
@Aro - daran ist nichts scheinheilig. Die überwiegende Zahl der "Migranten", die in den letzten Jahren nach Deutschland kam, tat das, um sich dort durchzuschmarotzen, wohingegen die "deutschen Migranten" nahezu ausschließlich Geld und Arbeitsplätze im Rucksack mitbrachten und tatsächlich eine Bereicherung im Wortsinne sind. Es gibt zwei Arten von Migration: Diejenige, die ein Land voranbringt, und diejenige, die dem Land schadet. Ein kluges Land schottet sich gegen letztere total ab und forciert erstere, Deutschland macht es umgekehrt.
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Kommentar von Hannes
"Falls man über keinerlei Fremdsprachenkenntnisse verfügt, kommen eigentlich nur unsere Nachbarn im Süden in Frage: Österreich und die Schweiz, beide sehr beliebt bei deutschen Rentnern."
Ja, die Schweiz ist als Auswandererland beliebt bei den Deutschen. Im Gegenzug sind die Deutschen wohl sehr oft nicht so beliebt als Bürger und Arbeitskollegen in der Schweiz.
Mein Eindruck: Deutsche sind so überzeugt von ihrer besonderen Stellung innerhalb der Erdbevölkerung, sodass sie glauben, sie wären überall auf der Welt willkommen.
Dabei sind sie in jedem Land genauso willkommen oder nicht willkommen, wie Einwanderer aus anderen Ländern.
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Kommentar von StephanU
Ein interessantes Thema, Frau Henker. Falls Sie sich bei AW weiter damit beschäftigen, können Sie bei Gelegenheit ja mal das Thema "Zweitwohnsitz" anschneiden.
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Kommentar von StephanU
@Aro, mit den Füßen abzustimmen ist durchaus legitim. Wie wollen Sie denn "die Verhältnisse ändern"? Die Agenda wird durchgezogen, vieles ist bereits unumkehrbar.
Die DDR ist seinerzeit implodiert, weil sie nicht mehr vom Ostblock und Russland getragen wurde. Die Entwicklung im heutigen Deutschland dagegen wird massiv von EU, UN und globalen Finanzinteressen mit einem eingenordeten Medien-Kartell "gecoacht". Eine realistische Lageeinschätzung sollte schon sein.
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Kommentar von Aro
Eine andere Möglichkeit wäre es, im Land zu bleiben und aktiv daran mitzuarbeiten, die Verhältnisse zu ändern und Deutschland wieder lebenswert zu machen. Dieser Weg ist natürlich anstrengender. Den Migranten vorzuwerfen, dass diese den bequemsten Weg gehen und gleichzeitig andere Länder, wo es besser funktioniert, zu okkupieren, ist scheinheilig. Aber den bequemen Weg hat ja auch Frau Henker schon einmal praktiziert, oder ?