Das Schwimmbad war selbst für einen Samstag ungewöhnlich voll, es fand ein Testschwimmen für schwimminteressierte Kinder statt, die auf den beiden hinteren Bahnen schwammen. Eine meiner Töchter würde auch gerne in einen Schwimmverein eintreten, sie steht auf der Warteliste, man rechnet mit einem Jahr Wartezeit.
Ich dachte, das ist die Gelegenheit, sprich die Trainer an. Völlig umsonst, es ist leichter ein WG-Zimmer zu finden als einen Platz in einem Sportverein. Aus Erfahrung weiß ich, dass das für so ziemlich alle Sportarten gilt. Was besonders komisch ist, da unsere Gesellschaft nie kinderärmer war.
Plötzlich war alles anders. Zehn junge Männer tobten ins Bad hinein, ein Mann um die 30 wirkte wie eine Art Betreuer, aber auch er sprach kein Wort Deutsch. Einer der Jungs sprang kopfüber in das 60 Zentimeter tiefe Wasser, er hatte Glück, nichts war passiert. Mittlerweile standen alle drei anwesenden Bademeister, zwei junge Frauen und ein Mann Mitte dreißig, der - selbst arabisch sprechend - sich als einziger mit der Meute verständigen konnte.
Und er verstand seinen Job, ich wäre nie auf die Idee gekommen, junge Erwachsene zu fragen, ob sie schwimmen können. Tatsächlich konnten einige das nicht, und es wurde der Nichtschwimmerbereich (mein Sohn und ein weiteres Kleinkind waren die einzigen von insgesamt sechs Kindern, die noch nicht schwimmen konnten) mit einer Leine abgetrennt. Ob sie etwas zu dieser Gruppe wüssten, fragte ich die Bademeisterin, nein, keine Ahnung.
Ein oder zwei der jungen Männer badeten mit Boxershorts. Ich erinnerte mich, dass ein Bademeister meine Töchter zum Duschen vor dem Baden angehalten hatte, als sie es einmal vergessen hatten. Der fragliche Bademeister war an diesem Tag nicht da, vielleicht hätte er die Boxershorts auch nicht gemocht. Ich hatte 10,25 Euro Eintritt gezahlt.
Ob die jungen Männer Eintritt gezahlt hatten? Ich überlegte, in was für einem Licht mich meine Fragerei erscheinen lassen würde. Der Bademeister verneinte achselzuckend, „ermäßigt“, lautete seine Vermutung.
Eine Meldung aus dem Frühjahr 2022 lautete: Die vor dem Krieg in ihrer Heimat geflohenen Ukrainer können die Schwimmhallen und Bäder der Berliner Bäderbetriebe (BBB) ab sofort kostenlos nutzen. Da die Ukraine ihre Grenzen schützt und wehrpflichtigen Männer die Ausreise verwehrt ist, waren es mehrheitlich Frauen, auf die sich die Meldung bezog. Die Gratisregel galt damals nur einen Monat.
Aktuell heißt es auf der Homepage der Berliner Bäder: „Menschen mit geringem Einkommen, die bisher einen Berlinpass hatten, brauchen laut Senatsbeschluss seit dem 15. Februar keinen Eintritt mehr in Hallenbädern bezahlen.“
„NETZWERK der WÄRME“ nennt sich das Programm, berechtigt sind „alle Inhaber:innen des Berechtigungsnachweises und Kinder und Jugendliche mit dem Berlinpass ,Bildung und Teilhabe'."
Weiter heißt es: Das „,Netzwerk der Wärme' ist Teil des Berliner Entlastungspakets, mit dem die Menschen in Berlin angesichts steigender Energie- und Lebenshaltungskosten unterstützt werden sollen." „Das entgeltfreie Bäder-Angebot ist ein wertvoller Beitrag für das soziale Miteinander in besonders schwierigen Zeiten“, so Johannes Kleinsorg, „deshalb sind wir als Berliner Bäder-Betriebe gerne dabei.“
Apropos Wärme, noch hat das Wasser 26 Grad und nicht die üblichen 28, Kriegstemperatur also, als Ukrainerin hätte ich da vielleicht auch keine Lust drauf, freier Eintritt hin oder her.
Es wurde brenzlig, sich zum tieferen Ende der Bahn zu bewegen, ziemlich scharf sprangen die Araber an Kindern und Erwachsenen vorbei ins Wasser. In dem beschaulichen Hallenbad in Berlin-Mitte habe ich das - ungerügt - so noch nicht gesehen.
Die Wangen der beiden jungen Bademeisterinnen glühten, sie lächelten hilflos wie über eine Spezies vom anderen Stern. Eine meiner Töchter begann mitzuspringen, die Jungs reichten ihre ohne Berührungsangst die Hand, um sie gleich wieder hoch auf den Startblock zu ziehen. Rückblickend sage ich: Wozu aufregen, meine Kinder hatten Spaß, und die AfD eine kostenlose Wahlwerbung. Nur die Ukrainerinnen haben gefehlt.
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Kommentar von Gunter
@ StefanH
Dein Beitrag spricht mir aus dem Herzen. Feiere nächstes Jahr 30 Jahre "Out of Germany". Klar, "sie haben alle einen an der Klatsche".
Aber gut, für manche ist es schwieriger, abzuhauen, könnte mit ihrer Mentalität zusammenhängen. Aber der Mittelstand, die ich als "normale Leute" bezeichne, die arbeiten, Bildung haben, echte Fachkräfte, diese Personen haben in Deutschland keine Zukunft. Besonders junge, gut ausgebildete Menschen von 20-40 Jahren nicht. Wer die Sozialisten mit seiner Arbeit, Steuern noch unterstützt, und dann noch diese Altparteien wählt, der hat es auch nicht anders verdient... Eigentlich mache ich jeden Tag dicke Backen, weil ich nicht glauben kann, was derzeit in Deutschland passiert.
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Kommentar von StefanH
Tja. Wir brauchen hier kein Hallenbad. Ein paar Meter die Straße runter und ich hab ein paar Kilometer feinsten Sandstrand. Der ist ganz umsonst. Kostet nix. Und da das Wetter jetzt wieder sommerlich wird, ist auch das Wasser wunderbar warm. Araber und Afrikaner gibt es hier keine, die werden hier nämlich nicht gepampert und müssten selbst für ihr Auskommen arbeiten. Scheint diesen Spezies irgendwie nicht zu liegen. Für das ordentliche Badebenehmen sorgt der Baywatch-mäßige Stranddienst, der auch mal ganz schön streng werden kann. Ukrainerinnen hat es hier leider eher wenige, aber mal ehrlich: Wer braucht schon Ukrainerinnen, wenn er sich den Strand auch mit südamerikanischen Schönheiten teilen kann?
Frage: Wieso seid ihr eigentlich noch in Deutschland? Um den ganzen Rotz mit den höchsten Steuern und Abgaben der Welt zu finanzieren? Ihr habt doch alle einen an der Klatsche!
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Kommentar von Hans-Joachim Gille
Vor allem die Ü-60-Bürger, also die Rentner, wollen den Haufen analphabetischer Schafhirten & Wüstenräuber im heimischen Schwimmbad.
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Kommentar von Gunter
Tja... so ist das, wenn man Testosteron getriebene "Kulturfremde" und rücksichtslose Rüpel massenweise ohne Not ins Land lässt. Aber ich frage mich: Wie heisst dieses willenlose, gefügige gemachte, weichgeklopfte Land eigentlich?
Sind wir froh, dass wir in der Schweiz noch eine Insel der Glückseligkeit haben...
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Kommentar von Uli Ludwig
Zu Beginn hörte ich Nachtigallen trapsen, dann gut erzählt und der Schlusssatz brachte die Nachtigallen zum Stehen.
Danke dafür.