Die große Strippenzieherin

Grüner wird’s nicht: Merkel ehrt Trittin mit ihrer Anwesenheit

von Alexander Wallasch (Kommentare: 3)

Die Ausläufer von Merkels bleierner Kanzlerschaft© Quelle: YouTube / Phoenix, Screenshot

Angela Merkel, die neben Ordensverleihungen nur wenige öffentliche Termine wahrnimmt, soll laut Angaben der Grünen ihre Anwesenheit auf einer grünen Abschiedsveranstaltung für Jürgen Trittin zugesagt haben. Sie will dort sogar eine Rede halten.

Trittin war auf eigenen Wunsch vorzeitig aus dem Bundestag ausgeschieden, er wird Ende Juli dieses Jahres 70 Jahre alt. Angela Merkel will gerne dabei sein, wenn die Torte angeschnitten wird. Diese für das politische Geschehen in Deutschland eigentlich unbedeutende Meldung hat allerdings das Potenzial, die wachsende Abgehobenheit der politischen Klasse in Deutschland abzubilden.

Merkel hatte Anfang 2022 eine Einladung von Friedrich Merz zu einem Treffen ehemaliger Parteichefs abgelehnt und Merz zu ihrer Ordensverleihung im Schloss Bellevue nicht auf die Gästeliste gesetzt. Auch politische Weggefährten wie Horst Seehofer bleiben hier außen vor.

Zuletzt war sie bei einem Trauerakt für Wolfgang Schäuble öffentlich in Erscheinung getreten. Die Grünen-Fraktionsvorsitzenden Britta Haßelmann und Katharina Dröge hatten gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) ihre Freude darüber mitgeteilt, dass Merkel ihre Einladung zu der Trittin-Veranstaltung angenommen habe.

Dröge wird es bei Trittins Party nicht zugehen, „Feiern und gutes Essen“, sagt Renate Künast einst zur tagesschau.de, dafür stehe Trittin auch. „Jürgen Trittin ist ein Genussmensch - das musste ich sagen, bevor man ihn für streng hält“, nahm die grüne Ex-Ministerin Künast den Parteigenossen in Schutz.

Der geplante Auftritt von Merkel ist deshalb von Bedeutung, weil er rückblickend als Bestätigung gewertet werden kann, wie sehr sich die ehemalige CDU-Bundeskanzlerin den Grünen angenähert hat. Diese unerwartete Zusage von Merkel auf ihrem schmalen Terminkalender sorgt für Aufmerksamkeit und muss deshalb auch als politisches Statement gewertet werden.

Man kann sogar sagen, dieser Termin, der auch Ausdruck einer großen gewachsenen Vertrautheit zwischen Trittin und Merkel ist, zeigt eine Nähe, die Merkel als CDU-Parteichefin in Regierungszeiten so deutlich nie zeigen konnte. Wahrscheinlich hätte es Merkel als Krönung ihrer politischen Karriere verstanden, wenn 2017 die Jamaica-Koalition zustande gekommen wäre. Auf diese politische Vereinigung unter einer grünen Ideologie hatte sie hingearbeitet, der Vollzug der Ehe war ihr am Ende nicht vergönnt.

Der klassische CDU-Wähler, der Merkel über vier Legislaturen ins Amt getragen hat, sah und sieht noch in Politikern wie Jürgen Trittin den politischen Gegner, während die ehemalige CDU-Parteichefin und Ex-Kanzlerin sich immer weiter den Grünen und ihrer Ideologie angenähert hatte. Als einer der maßgeblichen Wegbereiter des merkelschen Atomausstiegs gilt Jürgen Trittin.

Dass die Grünen heute die Regierungspolitik der Ampel bestimmen, ist nicht zuletzt auch dem Fall der Brandmauern gegenüber dieser grünen Ideologie unter Angela Merkels bleierner Kanzlerschaft zu verdanken. Angela Merkel ist Baumeisterin der Ampel. Sie hat dafür gesorgt, dass 2021 der politisch unterbelichtete Kanzlerkandidat der SPD, ihre ehemaliger Minister Olaf Scholz, mit Armin Laschet (CDU) einen noch weniger relevanten Gegner bekam anstelle der gegenüber Scholz erfolgversprechenderen Kandidaten Merz und Söder.

Die „Zeit“ titelte ein Jahr nach dem Ende von Merkels Kanzlerschaft: „Merkel war eine grüne Kanzlerin in der CDU“. Was hier wie ein Unfall in der über 75 Jahre alten Biografie der CDU klingt, ist eine Untertreibung. Die CDU ist 2024 der natürliche Partner der Grünen. Vielmehr, als es die linke SPD je sein könnte. Merkels illegale Massenzuwanderung ist ebenso grüne Politik, wie der Atomausstieg ein Geschenk an einen grünen Wunschpartner war.

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Merkel hat es als eine der ersten in der CDU verstanden, dass ein ergrüntes bürgerliches Lager eben nicht über Partnerschaften mit CSU und FDP als eingefangen werden kann. Sie hat einer Partnerschaft mit den Grünen die Tür nicht nur offengehalten, sondern weitere geöffnet.

Katrin Göring-Eckardt, die grüne Weggefährtin von Jürgen Trittin, wurde vom Cicero 2013 als Teil eines neuen grüne Traumduos gefeiert. Das Magazin schrieb zur Aufstellung der beiden als Spitzenkandidaten der Grünen zur Bundestagswahl:

„Zwar wurde der Favorit Jürgen Trittin mit großer Mehrheit als Spitzenkandidat bestätigt, aber ihm stellte die Basis mit Katrin Göring-Eckardt eine Frau zur Seite, die im Vorfeld nur als Außenseiterin gehandelt wurde. So sendet die Partei ein Signal an bürgerliche Wähler und macht Schwarz-Grün wieder denkbar.“

Göring-Eckardt wiederum teilte Jahre später gegen Trittin aus. Letztlich setzte sich die Machtpolitikerin gegen den linksgrünen Politiker durch, der von da an innerhalb der Grünen keine entscheidende Rolle mehr spielen sollte. Göring-Eckardt war diejenige, die Merkel die Liebesgaben der Grünen anreichte und gleichzeitig Forderungen stellte, was Schwarz-Grün zukünftig bedeutet. Eine ihrer vielbeachteten Liebesgaben bestand in einer viel zitierten Glorifizierung der illegalen Massenzuwanderung, als sie auf einem grünen Parteitag unter anderem befand: „Ich freue mich drauf!“

Jetzt also Merkel auf der Feier für den scheidenden 70-jährigen Trittin. Für einen linksradikalen Grünen, der auf besondere Weise diesen Marsch durch die Institutionen symbolisiert, der als gewaltreduzierte Alternativ-Idee zum RAF-Terror gewählt wurde. Trittin bewegte sich jahrelang im breiten Umfeld der Göttinger K-Gruppen und war bis 1980 aktives Mitglied des vom Verfassungsschutz beobachteten Kommunistischen Bundes. Den Wechsel zu den Grünen vollzog er fließend.

Jetzt kommt die ehemalige CDU-Kanzlerin zur Feier für den ergrauten Grünen. Keine Nebensache, Merkel setzt damit bewusst ein Zeichen. Die passive Aggressivität hinter dieser vermeintlich unbedeutenden Zusage ist unverkennbar. Aus ihrem Ruhestand heraus kämpft Merkel weiter darum, dass die CDU keine Wende hinbekommt zurück zu einer CDU, die sich zu ihren traditionellen Werten bekennt und sich klar gegen die Grünen und eine antideutsche Ideologie aufstellt.

Angela Merkel sichert weiter ihr Erbe. Zur Tragik gehört dazu, dass der Angstmensch Friedrich Merz bis heute die Seilschaften der alten Dame fürchtet und eine klare Positionierung für die traditionellen Werte der CDU verweigert. Noch tragischer: Auf der anderen Seite bockt er weiterhin wie ein störrischer Knabe und verweigert Merkel und ihrer grünen Entourage den finalen Kniefall. Diese Verweigerung wird ihn die Kanzlerschaft kosten.

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